NEUES

2. Juli 2015

Bissunfall mit Philodryas baroni


Die seltene Schilderung eines Bissunfalls mit der ungleichzähnigen Natter Philodryas baroni

Es existieren so gut wie keine Erfahrungsberichte zu Bissen der argentinischen Langnasenstrauchnatter (Philodryas baroni).

Der hier beschriebene Unfall ereignete sich beim Füttern unseres großen Zuchtweibchens (ca. 200 cm Länge!) im April 2009. Während das Tier bereits eine Maus schluckte, sollte noch der Trinkwassernapf gereinigt werden. Diese Handbewegung im Terrarium quittierte das Tier, das die besagte Futtermaus wohl mehr oder weniger "inhaliert" haben musste, mit zwei kurz aufeinander folgenden Bissen in den Ringfinger der rechten Hand, ließ aber danach sofort von weiteren Attacken ab. Es erfolgte keine anschließende Konstriktion der "Beute", wie man sie sonst bei der Futteraufnahme dieser Schlangen beobachtet und erwartet hätte.

Ein besonders prekärer Umstand in dieser Situation war die bestehende Schwangerschaft (19. SSW) der Gebissenen. Nach sofortiger Benachrichtigung der Giftnotrufzentrale in Göttingen begab sie sich deshalb in klinische Betreuung im örtlichen Krankenhaus. Dort wurden in paralleler Absprache der Klinikärzte mit der GNZ Göttingen Blutdruckwerte überwacht, ein großes Blutbild und Gerinnungsfaktoren genommen sowie der Impfstatus abgefragt.

Etwa 5 Minuten nach dem Biss hatte sich im gebissenen Finger und in weiterer Ausdehnung in der Hand bis zur Schulter ein Taubheitsgefühl eingestellt. Dieses hielt für etwa 24 Stunden an. Ebenso waren lokale Schmerzen im Finger festzustellen, die am zweiten Tag komplett nachgelassen hatten.

Die Behandlung im Krankenhaus war am Folgetag bereits abgeschlossen. Die Nacht hatte die Gebissene in Absprache mit dem Chefarzt der gynäkologischen Abteilung (der - nebenbei bemerkt - fünf Jahre im afrikanischen Busch gearbeitet hat) zuhause verbracht.

Der durchweg positive Verlauf dieses Bissunfalls mag durch die vermehrte Durchblutung aufgrund der bestehenden Schwangerschaft sowie die relativ große Bisswunde und ein in Folge besseres Ausbluten begünstigt gewesen sein.

In jedem Fall zeigt er auf, dass es sich bei Philodryas baroni um agile Tiere handelt, die blitzschnell und (ausdrücklich: entgegen ihrem sonstigen Naturell!) bei der Fütterung auch mit Zubeißen reagieren.